Partschin

Die Entstehung des Meraner Höhenweges


Nach rund 10jähriger Bautätigkeit konnte am 30. Juni 1985 in Katharinaberg der Bergwanderweg als „Freundschaftsband von Hof zu Hof, von Gemeinde zu Gemeinde, von Tal zu Tal“ feierlich eröffnet werden.

Der Meraner Höhenweg versinnbildlicht die Vision einiger engagierter Bergsteiger der 'Sektion Meran' des Alpenvereins Südtirols und konnte Dank der Unterstützung der Gemeindeverwaltungen und der örtlichen Tourismusorganisationen, aber vor allem durch die konstruktive Mithilfe der Bergbauern, Grundeigentümer und Berggasthöfe realisiert werden.

Der Meraner Kaufmann Helmuth Ellmenreich wurde 1963 zum ersten Vorsitzenden der AVS-Sektion Meran gewählt. Er griff die Idee des Wegewartes Oswald Wallnöfer auf, an der Südseite der Texelgruppe einen Panoramahöhenweg mit Panoramablick auf Meran und das Burggrafenamt anzulegen.

Schon im Jahre 1959 hatte die AVS-Jugend der 'Sektion Meran' einen Steig vom Hochganghaus nach Nassereith errichtet, und 1960 wurde die anspruchsvolle Trasse des “Franz-Huber-Weges” ausgebaut, welche nach dem ersten Vorsitzenden der im Jahr 1946 neu gegründeten 'AVS-Sektion Meran' benannt worden ist. Der Bau dieses Wegstückes nahm einige Jahre in Anspruch.

Erst ab Mitte der Sechziger Jahre wurde das Teilstück von Longfall zum Talbauer angelegt, welches von Longfall zu den Muthöfen Talbauer und Hochmut bis zur Leiteralm - Hochganghaus - Nassereith nach Gigglberg einen durchgehenden Weg schuf. Für diese Strecke schlug Helmuth Ellmenreich den Namen „Meraner Höhenweg“ vor.

Im Jahr 1968 wurde Robert Schönweger zum Wege-und Markierungswart der 'AVS-Sektion Meran' berufen. Die Planung und Durchführung weiterer Wegeprojekte wurde durch neuen Tatendrang und den Schwung der Begeisterung bereichert. Der neue Wegewart wohnte in direkter Nachbarschaft zu Helmuth Ellmenreich, so dass die beiden Vorstandsmitglieder oft die Möglichkeit hatten, über Wegeprojekte zu diskutieren.

Zwischen Hochmut und der Leiteralm bestand bereits ein sehr schmaler, teilweise überaus exponierter Steig, der nicht ohne Gefahr begehbar war. Durch die Initiative der 'Sektion Meran' wurde dieser Weg im Jahr 1969 von den Tourismusorganisationen Algund und Dorf Tirol und mit der finanziellen Unterstützung von Hans Frieden neu trassiert und gesichert. Somit hatte der erste Teil des Meraner Höhenwegs seine endgültige Wegführung erhalten.

Helmuth Ellmenreich und Robert Schönweger arbeiteten an ihrer Vision weiter: der bestehende Teil des Höhenwegs sollte nach Westen und Osten verlängert werden, wobei der Weg - soweit möglich - immer auf der Höhe der obersten Berghöfe verlaufen und diese miteinander verbinden sollte. Nach einigen Zweifeln und Zögern freundeten sich die Bergbauern mit der Idee an und erkannten die Chance, vom aufkommenden Tourismus zu profitieren und den Wanderern Kost und Übernachtungsmöglichkeiten anzubieten. Es fanden in der Folge zahlreiche Treffen und Gespräche zwischen den Bauern und dem Alpenverein statt.

Die erste Verlängerung erfolgte von Longfall über Gfeis nach Vernuer. Das Teilstück von Longfall nach Gfeis wurde bereits von Hans Prünster, besser bekannt als der “Walde Hans”, angelegt. Nun plante man die jeweiligen Verlängerungen in die westliche und nördliche Richtung, vom Gigglberg über Hochforch zum Schnatzhof sowie von Vernuer bis Magdfeld.

Robert Schönweger hatte bei seinen Erkundungsgängen keinen Vermessungstechniker dabei, und auch die technischen Instrumente, die man heute kennt, gehörten damals zur  'Zukunftsmusik'. Sehr oft wurde er von ortskundigen Hofbewohnern, Jägern und Förstern begleitet und beraten. Der Wege- und Markierungswart hatte stets Farbe und Pinsel mit dabei und markierte die Stellen, an denen später die Arbeiten am Weg notwendig waren oder alte Steige miteinander verbunden werden mussten. Die tatkräftige Mitarbeit und Sachkenntnis der Bergbauern war dabei von unschätzbarem Nutzen.

Das Teilstück Vernuer-Magdfeld war einfach zu realisieren. Schwierig wurde es hingegen im Bereich vom Gigglberg nach Schnatz. Das Wegstück Gigglberg-Hochforch war im Verhältnis dazu leicht anzulegen. Die Überwindung der Lahnbach-Schlucht wiederum stellte für die Planer eine große Herausforderung dar: Das Gelände musste mehrmals abgegangen, Wegvarianten besprochen und Alternativen gesucht werden. Die Anlage einer direkten Verbindung Hochforch-Schnatz war mit den damaligen finanziellen und technischen Mitteln für die 'Sektion Meran' des AVS allein nicht zu stemmen.

 

Aus diesem Grund fiel die Entscheidung auf den bereits vorhandenen Abstieg von Hochforch nach Karneil. Dort musste der Weg noch etwas tiefer angelegt werden, damit der Lahnbach an einer sicheren Stelle überquert werden konnte. Auf der gegenüberliegenden Flanke ging es wieder hinauf nach Staud, dann über den Grubhof nach Galmein und  von dort weiter nach Innerforch bis Lind, bzw. Unterstell.

Die heutige, direkte Verbindung Hochforch-Schnatz über 1000 Stufen wurde später gemeinsam mit der Naturpark-Verwaltung verwirklicht.

Im Jahr 1976 wurde der 'Naturpark Texelgruppe' errichtet. Der AVS setzte sich für dieses Vorhaben bei den politischen Entscheidungsträgern stark ein. Helmuth Ellmenreich stellte bei der Ausweisung des Naturparks eine neue Idee vor: Der Meraner Höhenweg sollte den zentralen Teil des 'Naturparks Texelgruppe' umrunden und im Westen über das Schnalstal und Pfossental führen, bzw. letzteres über das Eisjoch mit Pfelders verbinden. Der Wegewart erkundete mit seinen Mitarbeitern, ob und wie man die bestehenden Steige und Pfade zu einem durchgehenden Weg von Magdfeld nach Matatz und weiter über Kristl nach Ulfas verbinden könne. Parallel dazu hatte in der Zwischenzeit Dr. Hans Pircher die Initiative ins Leben gerufen, einen Weg von Ulfas nach Matatz anzulegen.

Der Weg über das Kalmtal stellte sich als große planerische und finanzielle Herausforderung dar, denn man musste von Magdfeld absteigen und das Tal mühsam durchqueren. Die 'Macher' des Meraner Höhenweges wurden deswegen nach der anfängliche Euphorie wieder auf den Boden der Realität zurückgeholt und waren etwas entmutigt.

Aber der Höhenweg stand auch damals unter einem guten Stern. Die Wanderfreunde des Schwäbischen Alpenvereins Nellingen/Stuttgart', die auch Mitglieder der 'AVS-Sektion Meran' waren, boten ihre tatkräftige Unterstützung an, sodass es möglich war, das Wegstück von Magdfeld nach Ulfas im Jahre 1982 fertig zu stellen.

Im Westen, beim Lindhof, war ursprünglich die Wegführung über den Dickhof vorgesehen. Wegen des bedeutenden Höhenunterschiedes wurde darauf verzichtet: Man legte den Höhenweg bedeutend tiefer an und führte ihn über Innerunterstell nach Kopfron bis Katharinaberg im Schnalstal.

Nun fehlten nur mehr die Teilstücke Ulfas-Hütt-Pfelders-Stettiner Hütte sowie Katharinaberg-Montfert und Vorderkaser im Pfossental. Von der Vorderkaser durchs Pfossental zum Eisjöchl und zur Stettiner Hütte sowie von Pfelders zur Stettiner Hütte waren die Steige bereits vorhanden, sie mussten nur mehr mit der Nummer '24' markiert werden.

Im Gelände zwischen Ulfas-Außerhütt-Pfelders kam man gut und problemlos weiter. Am Pfelderer Bach wurde eine neue Brücke errichtet, deren Bau großzügig von der Familie Fuchs von der Bierbrauerei Forst unterstützt wurde. Aufgrund des instabilen Geländes stellte die Strecke von Katharinaberg zur Vorderkaser größere Herausforderungen dar, die aber bald überwunden werden konnten. Der Weg war nun fertiggestellt: Die offizielle Eröffnung des gesamten Meraner Höhenweges war somit gewährleistet.

Die zündende Idee für diese wertvolle touristische Infrastruktur hatten Menschen, die das Feuer der Begeisterung weitergegeben haben. Daraus wurde ein Band der Freundschaft von Hof zu Hof, Dorf zu Dorf und Tal zu Tal geknüpft. Der Meraner Höhenweg begeistert nach wie vor viele Menschen, und die Leidenschaft der weitsichtigen Visionäre entfacht heute noch Feuer in den Herzen der bergbegeisterten Freunde dieses einzigartigen und spektakulären Wanderweges.